Weingarten 10.03.2021

Stellungnahme Pro Luftschneise zur GR-Sitzung vom 03.03.2021:

Insgesamt stehen wir der Darstellung der verschiedenen Gutachten sehr kritisch gegenüber. Uns stellt sich die Frage warum Gutachten erstellt werden, wenn deren Ergebnisse schlussendlich, zumindest aus unserer Sicht weitgehend ignoriert werden.

 
1.) Hierfür möchten wir folgendes Beispiel anführen. Es wird von verschiedenen streng geschützten Fledermausarten und vielen weiteren besonders geschützten Vogelarten gesprochen, die sich auf diesem Gebiet aufhalten. Lt. im Technischen Ausschuss ausgeführter Gesamtsicht der Gutachten spielt dies für eine geplante Bebauung jedoch keine entscheidende Rolle. Ein Grünstreifen als Jagdgebiet wird lt. Aussage als ausreichend dargestellt. Diese und andere Aussagen sind für uns nur als „Greenwashing“ wahrnehmbar. Ein nicht ernst gemeinter Kommentar unsererseits: „Wir bitten darum wenigstens Schilder für Insekten und Fledermäuse aufzustellen damit diese ihre zugewiesenen Lebensräume finden.“ Wie kann man ernsthaft über eine solche scheinbare Minimallösung nachdenken. Status quo kann nicht gehalten werden. Sie führt lediglich dazu, dass sich der derzeitige Artenreichtum weiter verringert. Man könnte sagen: Ziel erreicht, nun kann alles zugebaut werden.
2.) Nachdem Hr. Kessel im Technischen Ausschuss die Beurteilung der Klimarelevanz durch die Stadt, bzw. den Gutachter zumindest in Frage gestellt hatte, kam von Seiten der städtischen Verwaltung folgende wirklich bemerkenswerte Anmerkung: „Es ist ein großes Klimaschutzgutachten von Gemeindeverband Mittleres Schussental in Auftrag gegeben worden, bei dem man auch diesen Bereich genau untersuchen werde. Das Ergebnis liege allerdings frühestens in eineinhalb Jahren vor. So lange könne man mit der Bebauung nicht mehr warten. Der Verkäufer würde drängen.

 
Wir als Pro Luftschneise interpretieren diese Aussage wie folgt: Wir müssen das jetzt zubauen, dann ist es hinterher egal, was sich beim Klimagutachten ergibt. Wir als Interessengemeinschaft fordern die professionelle Begutachtung der Belüftung zwischen Weingarten und Baienfurt vor einer Aufstellung des Bebauungsplans, auch vor dem Hintergrund, einer nach unserer Ansicht sehr wahrscheinlichen zukünftigen Bauplanung in diesem Bereich, sowohl von Weingarten und Baienfurt nach §13b. Der Bebauungsplan darf aus unserer Sicht bis zum Abschluss dieser Untersuchung nicht aufgestellt werden.

 
3.) All diesen Entwicklungen sehen wir auch vor der Klimakrise sehr besorgt entgegen. Auf die Frage der Grünen, ob man denn generell im mittleren Schussental in allen Gemeinden wachsen müsse, und das um jeden Preis, kam von Seiten der Freien Wähler ein weiterer sehr bemerkenswerter Kommentar. „Wir sind eben eine Zuzugsregion, da muss man bauen. Woanders ziehen Leute weg, dann kann man ja da wieder renaturieren.“ Es ist schön, dass die Verantwortung für die Klimafragen unserer Zeit immer nur an anderer Stelle gesehen wird. Aus diesem Grund haben wir auch einen Einspruch (siehe Anhang) gegen den geplanten Regionalplan eingereicht. Der Regionalplan spielt eine entscheidende Rolle in diesem Spiel und wir sind der Initiative für einen zukunftsfähigen Regionalplan beigetreten.

 
Unser Fazit: Die Aussage der städtischen Verwaltung und auch unsere Wahrnehmung: „Der Verkäufer drängelt“ und die Gefahr des Ablaufs der Jahresfrist im Rahmen des Bebauungsplans ist gegeben. Die Stadt lässt sich „schubsen“ bzw. beeindrucken. Der Verkäufer ist lt. Unterlagen eines ersten öffentlichen Konzeptvorschlages für die Bebauung der Äußeren Halde einer der größten Holzhändler Deutschlands und in Weingarten ansässig.

Interessengemeinschaft Pro Luftschneise